Tag der Volksabstimmung

Geschichte des Tags der Volksabstimmung

Die Kärntner Volksabstimmung entstand aus den Gebietsstreitigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Österreich und dem SHS-Staat. Der 10. Oktober 1920 wurde zum entscheidenden Tag für die Zukunft Südkärntens und seiner deutschsprachigen sowie slowenischsprachigen Bevölkerung.

Ursachen und Hintergrund der Abstimmung

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 zerbrach die österreichisch-ungarische Monarchie. Sie sehen hier den Beginn eines komplexen Territorialkonflikts um Kärnten.

Der neu entstandene Staat der Slowenen, Kroaten und Serben erhob Anspruch auf Südkärnten. Gleichzeitig wollte die Republik Deutschösterreich das gesamte deutschsprachige Siedlungsgebiet behalten.

Die wichtigsten Konfliktparteien:

  • Republik Österreich (ehemals Deutschösterreich)
  • SHS-Staat (später Königreich Jugoslawien)
  • Italien (Anspruch auf das Kanaltal)

Bereits im November 1918 marschierten SHS-Truppen unter Rudolf Majster in südöstliche Landesteile ein. Sie besetzten Ferlach und Völkermarkt und setzten österreichische Behördenvertreter ab.

Der Friedensvertrag von St. Germain legte schließlich eine Volksabstimmung fest. Diese sollte nach dem Prinzip des Selbstbestimmungsrechts der Völker eine friedliche Lösung ermöglichen.

Der 10. Oktober 1920: Ablauf und Ergebnisse

Das Abstimmungsgebiet wurde in zwei Zonen aufgeteilt. Zone I umfasste das Klagenfurter Becken und stand unter österreichischer Verwaltung.

Am 10. Oktober 1920 stimmten Sie in Zone I über die staatliche Zugehörigkeit ab. Die Wahlberechtigten konnten zwischen Österreich und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wählen.

Das Ergebnis war eindeutig:

  • 59,04% für den Verbleib bei Österreich
  • 40,96% für den Anschluss an das SHS-Königreich

Da sich die Mehrheit für Österreich entschied, entfiel die geplante zweite Abstimmung in Zone II. Diese hätte drei Wochen später in den nördlicheren Gebieten stattfinden sollen.

Die hohe Wahlbeteiligung zeigte das große Interesse der Bevölkerung an dieser Entscheidung. Selbst viele Slowenen stimmten aus wirtschaftlichen Gründen für den Verbleib bei Österreich.

Beteiligte Gebiete und Bevölkerungsgruppen

Die Abstimmung betraf hauptsächlich das Klagenfurter Becken mit den Städten Klagenfurt und Völkermarkt. Dieses Gebiet war seit dem Mittelalter zweisprachig geprägt.

Die Volkszählung von 1910 hatte folgende Sprachverteilung in Kärnten ergeben:

  • Vier Fünftel deutschsprachige Bevölkerung
  • Ein Fünftel slowenischsprachige Bevölkerung

Viele Kärntner waren mehrsprachig, was die Situation zusätzlich komplizierte. Es gab keine klare geografische Sprachgrenze zwischen Nord und Süd.

Abstimmungsberechtigte Gruppen:

  • Deutschsprachige Kärntner
  • Slowenischsprachige Kärntner
  • Gemischtsprachige Familien

Die wirtschaftlichen Verbindungen nach Wien spielten eine wichtige Rolle. Viele slowenischsprachige Einwohner befürchteten wirtschaftliche Nachteile bei einem Anschluss an das SHS-Königreich.

Rolle der Kärntner Landesregierung

Die Kärntner Landesregierung unter Landesverweser Arthur Lemisch spielte eine entscheidende Rolle. Sie organisierte den bewaffneten Widerstand gegen die SHS-Besatzung.

Am 5. Dezember 1918 beschloss die Kärntner Landesversammlung den Kärntner Abwehrkampf. Dieser dauerte bis zum Waffenstillstand am 14. Januar 1919.

Die Landesregierung verlegte ihren Sitz zeitweise nach Spittal an der Drau. Von dort koordinierte sie die Rückeroberung besetzter Gebiete wie Ferlach und Völkermarkt.

Wichtige Erfolge des Abwehrkampfs:

  • Verhinderung der Besetzung Klagenfurts am 14. Dezember 1918
  • Rückeroberung von Arnoldstein am 6. Januar 1919
  • Befreiung von Ferlach

Die Regierung bat wiederholt um internationale Vermittlung. Sie wollte eine friedliche Lösung durch ein Plebiszit erreichen, was schließlich zur Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 führte.

Bedeutung und Erinnerung in der Gegenwart

Der 10. Oktober prägt noch heute das gesellschaftliche Leben in Kärnten durch offizielle Gedenkveranstaltungen und seinen Status als schulfreier Tag. Die slowenische Minderheit und zweisprachige Rechte stehen dabei im Zentrum aktueller Diskussionen.

Gedenkfeiern und Veranstaltungen in Kärnten

Die Kärntner Landesregierung organisiert jährlich am 10. Oktober zentrale Gedenkfeierlichkeiten in Klagenfurt. Du kannst an der Hauptveranstaltung am Neuen Platz teilnehmen, wo Politiker und Bürger gemeinsam der Volksabstimmung gedenken.

Zahlreiche Gemeinden veranstalten eigene Feierlichkeiten mit Kranzniederlegungen und Ansprachen. Diese lokalen Veranstaltungen findest du besonders in den Abstimmungsgebieten von 1920.

Kulturvereine und Heimatverbände organisieren zusätzlich Ausstellungen und Vorträge. Sie vermitteln dir historisches Wissen über die Abstimmung und ihre Bedeutung für die heutige Kärntner Identität.

Die Feierlichkeiten betonen meist die Einheit Kärntens und das demokratische Element der Volksabstimmung. Du erlebst dabei eine Mischung aus historischem Gedenken und regionaler Identitätsstiftung.

Gesetzlicher Status und schulfreie Tage

Der Tag der Volksabstimmung ist in Kärnten ein gesetzlicher Feiertag. Du hast an diesem Tag arbeitsfrei, während in anderen österreichischen Bundesländern normal gearbeitet wird.

Schulen bleiben geschlossen, wodurch du als Schüler oder Elternteil den Tag für Familienaktivitäten nutzen kannst. Viele Schulen bereiten den Feiertag durch spezielle Unterrichtseinheiten zur Kärntner Geschichte vor.

Öffentliche Einrichtungen und die meisten Geschäfte schließen ihre Türen. Du findest jedoch geöffnete Tourismuseinrichtungen und Gaststätten, die Besucher der Gedenkveranstaltungen bewirten.

Der Feiertag unterscheidet Kärnten von anderen Bundesländern und stärkt das regionale Bewusstsein. Du erlebst dadurch die besondere Stellung Kärntens innerhalb Österreichs.

Zweisprachigkeit und Minderheitenrechte

Die slowenische Minderheit betrachtet den Tag der Volksabstimmung ambivalent. Du begegnest unterschiedlichen Interpretationen der historischen Ereignisse zwischen deutscher und slowenischer Bevölkerung.

Zweisprachige Ortsschilder und Amtssprachen resultieren teilweise aus den Nachwirkungen der Abstimmung von 1920. Diese Regelungen betreffen dich direkt, wenn du in den betroffenen Gemeinden lebst oder arbeitest.

Moderne Minderheitenrechte entwickelten sich erst Jahrzehnte nach der Volksabstimmung. Du findest heute slowenische Schulen, Medien und kulturelle Einrichtungen, die durch Staatsverträge geschützt sind.

Der Gedenktag bietet Gelegenheit für Dialog zwischen den Volksgruppen. Du kannst an interkulturellen Veranstaltungen teilnehmen, die Verständigung und gemeinsame Zukunftsgestaltung fördern.