Was ist der Stephanitag?
Der Stephanitag am 26. Dezember ehrt den heiligen Stephanus, den ersten christlichen Märtyrer. Dieser Feiertag hat eine jahrhundertealte Tradition und wird in verschiedenen Ländern unter Namen wie St. Stephen’s Day gefeiert.
Bedeutung des 26. Dezembers
Der 26. Dezember trägt mehrere Namen: Stephanitag, Stefanitag oder zweiter Weihnachtsfeiertag. In Österreich verwenden Sie ausschließlich die Bezeichnung „Stefanitag“, während in der Schweiz „Stephanstag“ üblich ist.
Dieser Tag ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie können ihn nutzen, um Verwandte und Freunde zu besuchen oder die weihnachtlichen Festivitäten fortzusetzen.
Kirchlich gesehen steht der Tag im Zeichen des Gedenkens an Stephanus. Die liturgische Farbe ist Rot, die Farbe der Märtyrer. Seit 2012 begehen deutsche katholische Diözesen diesen Tag auch als „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“.
Geschichte von St. Stephan, dem Erzmärtyrer
Der heilige Stephanus war einer der sieben Diakone der christlichen Urgemeinde in Jerusalem. Er gilt als Protomärtyrer, der erste christliche Märtyrer überhaupt.
Seine Geschichte finden Sie in der Apostelgeschichte (Kapitel 6-7). Stephanus predigte das Evangelium und vollbrachte Wunder. Aufgrund seines Glaubens wurde er von seinen Gegnern gesteinigt.
Das Fest des Stephanus ist bereits im 4. Jahrhundert im Osten bezeugt. Zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert verbreitete es sich in Ost- und Westkirche. Stephanus gehört zu den Comites Christi (Begleiter Christi), den Heiligen der Weihnachtsoktav.
Verbindung zu St. Stephen’s Day in anderen Ländern
In verschiedenen Ländern trägt der 26. Dezember ähnliche Namen. Irland feiert St. Stephen’s Day (Lá Fhéile Stiofáin), Italien kennt Santo Stefano und die Niederlande Sint-Stefanus.
Im Commonwealth of Nations heißt dieser Tag Boxing Day, hat aber denselben kirchlichen Ursprung. Die griechisch-orthodoxe Kirche feiert den Stephanstag am 27. Dezember, die serbisch-orthodoxe Kirche am 9. Januar.
Das europäische Stephanus-Brauchtum ist seit der Zeit Karls des Großen dokumentiert. Traditionen wie die Stephanus-Wasserweihe oder Pferdesegnungen existieren bis heute in manchen Regionen.
Traditionen und Bräuche am Stephanitag
Der Stephanitag am 26. Dezember verbindet christliche Traditionen mit jahrhundertealten Volksbräuchen. Familiäre Zusammenkünfte, Pferdesegnungen und regionale Spezialitäten prägen diesen besonderen Feiertag.
Familientreffen und Geschenke
Der Stephanitag ist traditionell ein Tag der Familie und Gemeinschaft. In Wien und anderen österreichischen Städten nutzen Sie diesen Feiertag klassischerweise für Verwandtenbesuche und das gemeinsame „Christbaum anschauen“.
Viele Familien tauschen am 26. Dezember weitere Geschenke aus oder besuchen Verwandte, die am Heiligabend nicht dabei sein konnten. Diese Tradition stärkt familiäre Bande nach den intensiven Weihnachtstagen.
Der zweite Weihnachtsfeiertag bietet Ihnen Gelegenheit für entspanntere Zusammenkünfte. Im Gegensatz zum oft hektischen Heiligabend können Sie den Stephanitag ruhiger gestalten. Gemeinsame Spaziergänge oder ausgiebige Gespräche bei Kaffee und Kuchen stehen im Mittelpunkt.
Stefaniritt und Pferdesegnung
Der Stefaniritt zählt zu den bekanntesten Bräuchen am Stephanitag. Dieser Brauch ist besonders in Kärnten, Bayern und der Steiermark verbreitet und geht auf den heiligen Stephanus als Schutzpatron der Pferde zurück.
Beim Stefaniritt führen Sie die Pferde einer Gemeinde feierlich durch das Dorf. Anschließend segnet ein Pfarrer die Tiere. Diese Tradition entstand aus der praktischen Notwendigkeit, den Pferden nach der arbeitsfreien Weihnachtszeit wieder Bewegung zu verschaffen.
Traditioneller Ablauf des Stefanirritts:
- Geschmückte Pferde und Reiter versammeln sich am Dorfplatz
- Prozession durch die Straßen der Gemeinde
- Pferdesegnung vor oder in der Kirche
- Geselliges Beisammensein der Teilnehmer
Die Pferdesegnung symbolisiert Schutz und Segen für die Tiere im kommenden Jahr. Auch heute noch finden diese Ritte in vielen ländlichen Gemeinden statt.
Störibrotanschneiden und regionale Spezialitäten
Am Stephanitag segnet man in den Kirchen traditionell Wein, Wasser, Salz, Brot und Getreide. Diese gesegneten Lebensmittel verwenden Sie dann im Laufe des Jahres für besondere Anlässe oder als Schutz vor Unheil.
Die Stephansminne, gesegneter Rotwein, wird bereits im Kapitular Karls des Großen aus dem Jahr 789 erwähnt. Diesen trinken Sie rituell nach dem Kirchgang am 26. Dezember.
In manchen Regionen schneiden Sie am Stephanitag das erste Mal das Störibrot (Stollenbrot) an. Dieses süße Gebäck wurde oft schon vor Weihnachten gebacken und wartet bis zum 26. Dezember auf seinen ersten Anschnitt.
Regionale Stephanstagsspezialitäten:
- Stephansminne (gesegneter Rotwein)
- Störibrot oder Stollen
- Gesegnetes Brot und Salz
- Stephanshafer (gesegneter Hafer)
Feierlichkeiten und spezielle Gottesdienste
In den Kirchen feiern Sie am Stephanitag besondere Gottesdienste zu Ehren des ersten christlichen Märtyrers. Die liturgische Farbe Rot symbolisiert dabei das Martyrium des heiligen Stephanus.
Viele Gemeinden nutzen den Stephanitag als Gebetstag für verfolgte Christen. Seit 2012 begehen die deutschen katholischen Diözesen diesen Tag offiziell als „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“.
Die Lesungen stammen aus der Apostelgeschichte und erzählen von Wirken und Martyrium des Stephanus. Das Evangelium aus Matthäus thematisiert Verfolgung und Standhaftigkeit im Glauben.
In römisch-katholisch geprägten Gegenden existierten bis ins 20. Jahrhundert zahlreiche Bräuche, die sich auf die Biographie und Todesumstände des Heiligen bezogen. Einige dieser Traditionen werden heute noch in reduzierter Form gepflegt.