Staatsfeiertag

Staatsfeiertag in Österreich

Der österreichische Staatsfeiertag am 1. Mai ist ein wichtiger gesetzlicher Feiertag, der sowohl als Tag der Arbeit als auch als traditionelles Frühlingsfest gefeiert wird. Er unterscheidet sich deutlich vom Nationalfeiertag am 26. Oktober und hat eine bewegte Geschichte mit mehreren politischen Wendungen.

Datum und Bedeutung

Der 1. Mai ist seit 1919 offizieller Feiertag in Österreich und trägt seit 1949 die Bezeichnung Staatsfeiertag. Diese Benennung erhielt er, weil er damals der einzige nicht-religiöse Feiertag des Landes war.

Ursprünglich war der 1. Mai bereits im Mittelalter ein katholischer Feiertag. Maria Theresia schaffte ihn im 18. Jahrhundert ab, aber er blieb als „halber Feiertag“ in der Bevölkerung verankert.

Die moderne Bedeutung als Tag der Arbeit geht auf den internationalen Arbeiterkongress von 1889 zurück. Österreich spielte eine Vorreiterrolle bei der ersten Feier 1890, als etwa 100.000 Menschen im Wiener Prater demonstrierten.

Wichtige historische Daten:

  • 1919: Erster offizieller Feiertag in der Republik
  • 1934: Umwidmung zum Gedenken an die Maiverfassung
  • 1945: Wiederbelebung als Tag der Arbeit
  • 1949: Offizielle Bezeichnung als „Staatsfeiertag“

Gesetzliche Regelungen

Der Staatsfeiertag ist ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag in ganz Österreich. An diesem Tag herrscht vollständige Arbeits- und Schulfreiheit.

Das Feiertagsgesetz regelt den 1. Mai als einen der wenigen Feiertage mit fixem Datum. Er gilt unabhängig vom Wochentag, an dem er fällt.

Alle Geschäfte, Behörden und die meisten Dienstleistungsbetriebe bleiben geschlossen. Nur bestimmte Bereiche wie Gastronomie oder Tourismus dürfen mit besonderen Regelungen öffnen.

Der Feiertag wird sowohl von Arbeitgebern als auch Gewerkschaften respektiert. Arbeitet jemand dennoch, stehen ihm besondere Feiertagszulagen zu.

Unterschied zum Nationalfeiertag

Viele Menschen verwechseln den Staatsfeiertag mit dem Nationalfeiertag, obwohl es sich um zwei völlig verschiedene Feiertage handelt. Der Nationalfeiertag findet am 26. Oktober statt.

Der Staatsfeiertag am 1. Mai hat keinen direkten Österreich-Bezug, sondern ist international als Tag der Arbeit etabliert. Der Nationalfeiertag hingegen erinnert an die österreichische Neutralität von 1955.

Diese Verwirrung entstand durch mehrfache Wechsel der Nationalfeiertage in der Geschichte. Zeitweise war der 1. Mai tatsächlich auch Nationalfeiertag, besonders während der Zeit des Ständestaats.

Heute feiern die Menschen am Staatsfeiertag hauptsächlich:

  • Sozialdemokratische Kundgebungen zum Tag der Arbeit
  • Maibaum-Feste in ländlichen Gemeinden
  • Traditionelle Frühlingsbräuche

Der eigentliche staatliche Charakter tritt dabei in den Hintergrund.

Geschichte und Entwicklung des Staatsfeiertags

Der 1. Mai entwickelte sich von einem traditionellen Frühlingsfest zu einem politisch bedeutsamen Feiertag, der durch die Arbeiterbewegung geprägt wurde. Während der NS-Zeit erfuhr er eine Umdeutung zum „Tag der deutschen Arbeit“ und wurde mit weiteren Feiertagen wie dem Tag der Jugend und Tag der Mutter ergänzt.

Ursprünge und Arbeiterbewegung

Bereits im Mittelalter war der 1. Mai ein traditioneller katholischer Feiertag in Österreich. Maria Theresia schaffte ihn 1771 offiziell ab, doch er blieb als „halber Feiertag“ in der Bevölkerung verankert.

Die moderne Bedeutung entstand durch die internationale Arbeiterbewegung. Der Internationale Arbeiterkongress in Paris legte 1889 den 1. Mai 1890 als „Weltfeiertag des Proletariats“ fest.

Victor Adler gründete die Sozialdemokratische Arbeiterpartei und organisierte den ersten österreichischen Arbeiter-Aufmarsch am 1. Mai 1890 im Wiener Prater. Etwa 100.000 Menschen nahmen teil.

Friedrich Engels lobte aus London: „Auf dem ganzen Festland hat Österreich, und in Österreich Wien den Festtag des Proletariats am glänzendsten begangen.“ Österreich nahm dadurch eine internationale Führungsrolle ein.

Staatsfeiertag als Tag der Arbeit

1919 wurde der 1. Mai in der Ersten Republik per Gesetz zum „allgemeinen Ruhe- und Festtag“ erklärt. Er erhielt den Status eines offiziellen Feiertags als Tag der Arbeit.

Der austrofaschistische Ständestaat widmete 1934 den 1. Mai zum neuen Staatsfeiertag um. Dies geschah zum Gedenken an die Proklamation der autoritären Maiverfassung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg belebte die provisorische Staatsregierung Renner den Feiertag 1945 mit seiner ursprünglichen Bedeutung. 1949 erhielt er offiziell die Bezeichnung Staatsfeiertag.

Heute wird er faktisch nicht als Staatsfeiertag begangen. Die Städte sind geprägt von sozialdemokratischen Feiern zum Tag der Arbeit, während ländliche Gemeinden die Maibaum-Tradition pflegen.

Rolle der Nationalsozialisten

Nach dem Anschluss 1938 ersetzten die Nationalsozialisten den 1. Mai durch den „Tag der deutschen Arbeit„. Dieser sollte die Einheit von Arbeiterschaft und nationalsozialistischer Ideologie demonstrieren.

Der Tag der deutschen Arbeit wurde zu einem zentralen Propagandainstrument umgestaltet. Massenaufmärsche und Kundgebungen prägten das Bild dieses Feiertags im Deutschen Reich.

Die NS-Führung nutzte den Feiertag zur Selbstdarstellung ihrer Politik gegenüber der Arbeiterschaft. Gleichzeitig wurden die Gewerkschaften zerschlagen und durch die Deutsche Arbeitsfront ersetzt.

Diese Umdeutung endete 1945 mit dem Ende des NS-Regimes und der Wiederherstellung der demokratischen Ordnung.

Entstehung von Tag der Jugend und Tag der Mutter

Die Nationalsozialisten führten neben dem Tag der deutschen Arbeit weitere ideologische Feiertage ein. Der Tag der Jugend sollte die Hitler-Jugend und den Bund Deutscher Mädel glorifizieren.

Am Tag der Jugend fanden reichsweit Aufmärsche und Sportwettkämpfe statt. Jugendliche wurden für nationalsozialistische Ideale mobilisiert und öffentlich gefeiert.

Der Tag der Mutter wurde zur Verherrlichung der Mutterrolle im NS-Staat etabliert. Mütter kinderreicher Familien erhielten das Mutterkreuz als Auszeichnung.

Diese Feiertage dienten der systematischen Indoktrination verschiedener Bevölkerungsgruppen. Sie verschwanden nach 1945 aus dem österreichischen Feiertagskalender.

Traditionen und Bräuche am Staatsfeiertag

Am 1. Mai können Sie in Österreich verschiedene Traditionen erleben, die sowohl den Tag der Arbeit als auch alte Frühlingsbräuche widerspiegeln. Das Maibaumkraxeln und festliche Umzüge prägen dabei besonders die Feierlichkeiten.

Maibaum und Maibaumkraxeln

Der Maibaum steht im Zentrum der österreichischen Feiertags-Traditionen. Sie können beobachten, wie in vielen Gemeinden bereits in der Nacht zum 1. Mai diese geschmückten Bäume als Fruchtbarkeitssymbol errichtet werden.

Das traditionelle Maibaumkraxeln bringt besondere Spannung in die Feiertage. Dabei versuchen Gruppen, fremde Maibäume zu stehlen – allerdings nur nach strengen Regeln.

Die wichtigsten Regeln beim Maibaumstehlen:

  • Nur in der Nacht zum 1. Mai darf gestohlen werden
  • Berührt ein Wächter den Baum, ist er tabu
  • Zersägen oder beschädigen ist streng verboten
  • Nur der Baum selbst darf mitgenommen werden

Erfolgreich gestohlene Bäume werden meist gegen eine Brotzeit oder Kiste Bier zurückgegeben. Diese Tradition geht auf die Walpurgisnacht zurück und ehrt die heilige Walburga aus dem 8. Jahrhundert.

Maiumzüge und Festveranstaltungen

Traditionelle Maiumzüge finden Sie am 1. Mai in vielen österreichischen Gemeinden. Diese Festumzüge verbinden politische und kulturelle Elemente miteinander.

In Wien erleben Sie den berühmten Maiaufmarsch am Rathausplatz. Dort halten Politiker Reden und erinnern an Arbeitnehmerrechte und soziale Gerechtigkeit. Der Kampf um die besten Plätze auf der Festtribüne gehört dabei zur Tradition.

Neben politischen Veranstaltungen können Sie vielfältige kulturelle Feste besuchen:

  • Traditionelle Märkte mit regionalen Spezialitäten
  • Musikfestivals und Konzerte im Freien
  • Kunst- und Theateraufführungen

Diese Festveranstaltungen zeigen die kulturelle Vielfalt Österreichs. Sie verbinden den Tag der Arbeit mit lokalen Bräuchen und schaffen so ein einzigartiges Feiertags-Erlebnis für alle Generationen.