Mariä Himmelfahrt

Bedeutung und Ursprung von Mariä Himmelfahrt

Mariä Himmelfahrt basiert auf dem katholischen Dogma, dass Maria leiblich in den Himmel aufgenommen wurde, ohne biblische Grundlage aber mit theologischen Deutungen. Das Fest unterscheidet sich grundlegend von Christi Himmelfahrt durch die Art der Aufnahme in den Himmel.

Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel

Das Dogma der Aufnahme Marias in den Himmel wurde erst 1950 von Papst Pius XII. offiziell verkündet. In der apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus erklärte er die leibliche Aufnahme zur Glaubenslehre.

Der Glaube an Marias Himmelfahrt existierte bereits seit dem 6. Jahrhundert. Das Fest wird mindestens seit dem 5. Jahrhundert am 15. August gefeiert.

Zentrale Glaubensinhalte:

  • Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen
  • Sie gilt als „Ersterlöste“ aufgrund ihrer Verbindung zu Jesus
  • An ihr zeigt sich die Zukunft aller Menschen bei Gott

Die Lauretanische Litanei erhielt die Anrufung „du Königin, in den Himmel aufgenommen“. 1954 führte Pius XII. das Fest Maria Königin ein.

Biblische Grundlagen und theologische Deutungen

Das Neue Testament berichtet nichts direkt über Mariä Aufnahme in den Himmel. Sie finden jedoch einige Bibelstellen, die als Hinweise gedeutet werden.

Die Offenbarung 12,1 wird oft als Verweis interpretiert. Dort erscheint eine „Frau, mit der Sonne bekleidet“, die viele als Maria deuten.

Apokryphe Quellen bieten Details:

  • Apostel werden zum Sterbebett entrückt
  • Maria stirbt in Jerusalem oder Ephesus
  • Christus erscheint mit Engeln am Grab
  • Maria wird körperlich auferweckt

Die verlorene Schrift Transitus Mariae aus dem Jahr 400 gilt als Quelle. Diese Texte prägten besonders die byzantinischen Liturgien.

Theologisch zeigt Mariä Himmelfahrt die Hoffnung auf Auferstehung. An Maria sehen Sie vorweggenommen, was allen Menschen verheißen ist.

Unterschied zu Christi Himmelfahrt

Mariä Himmelfahrt unterscheidet sich grundlegend von Christi Himmelfahrt in der Art des Geschehens. Diese Unterscheidung ist theologisch wichtig.

Hauptunterschiede:

Aspekt Christi Himmelfahrt Mariä Himmelfahrt
Lateinisch Ascensio Domini Assumptio Mariae
Bedeutung Eigene Auffahrt Aufnahme durch Gott
Art Aus eigener Kraft Passive Aufnahme

Christus fährt aus eigener göttlicher Macht in den Himmel auf. Maria wird von Gott aufgenommen – sie handelt nicht selbst.

Viele Sprachen verwenden unterschiedliche Begriffe. Im Deutschen ist „Mariä Himmelfahrt“ umgangssprachlich üblich, theologisch korrekter wäre „Mariä Aufnahme“.

Die Ostkirchen sprechen von „Entschlafung“ (Dormitio oder Koimesis). Sie betonen Marias Tod vor der Aufnahme, während die katholische Lehre offen lässt, ob Maria starb.

Feierlichkeiten und Bräuche am 15. August

Am 15. August erleben Sie in katholischen Gemeinden besondere Gottesdienste mit traditionellen Kräuterweihen, während das Marienfest in Bayern und dem Saarland als gesetzlicher Feiertag begangen wird.

Gottesdienste und Pontifikalamt

An Mariä Himmelfahrt finden Sie in katholischen Kirchen festliche Gottesdienste zu Ehren der Gottesmutter. Viele Gemeinden feiern ein Pontifikalamt, bei dem der Bischof oder ein hoher Geistlicher die Messe zelebriert.

In St. Marien-Kirchen und anderen Marienkirchen erleben Sie besonders feierliche Liturgien. Die Gottesdienste beginnen oft bereits am Vorabend des 15. August mit einer Vigilmesse.

Besondere Elemente der Gottesdienste:

  • Marianische Gesänge und Hymnen
  • Prozessionen um die Kirche
  • Segnung der Gläubigen
  • Verehrung von Marienstatuen

In Süddeutschland organisieren viele Gemeinden abends Lichterprozessionen. Die Schiffsprozession in Lindau am Bodensee zieht mehrere tausend Teilnehmer an.

Kräuterweihe und Traditionen

Die Kräuterweihe bildet den Höhepunkt der Feierlichkeiten am 15. August. Sie bringen selbst zusammengestellte Kräutersträuße mit in den Gottesdienst, wo diese gesegnet werden.

Traditionelle Kräuter für die Segnung:

  • Johanniskraut
  • Kamille
  • Thymian
  • Rosmarin
  • Lavendel
  • Schafgarbe
  • Beifuß

Der Brauch geht auf eine Legende zurück, nach der Marias Grab mit wohlriechenden Blumen und Kräutern gefüllt war. In ländlichen Gegenden heißt das Fest daher auch „Büschelfrauentag“ oder „Unser Frauen Würzweih“.

Nach der Segnung hängen Sie die Kräuterbüschel zu Hause auf, meist in der Nähe eines Kreuzes. Die gesegneten Kräuter sollen Schutz und Heilung bringen.

Bedeutung als gesetzlicher Feiertag

Bayern und das Saarland begehen Mariae Himmelfahrt als gesetzlichen Feiertag. In Bayern gilt dies jedoch nur für Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung – das betrifft etwa 1.700 bayerische Kommunen.

Regelung in den Bundesländern:

Bundesland Feiertag Besonderheit
Bayern Ja Nur in katholischen Gemeinden
Saarland Ja Landesweit
Andere Länder Nein Normaler Arbeitstag

An diesem Tag haben Sie in den betreffenden Gebieten frei, Geschäfte bleiben geschlossen und öffentliche Verkehrsmittel fahren nach Sonntagsfahrplan. Das Marienfest markiert zugleich den Beginn der 30 Marientage, die bis zu Mariä Namenstag im September als besonders segensreich gelten.

Kunst, Symbole und regionale Ausprägungen

Die künstlerische Darstellung von Mariä Himmelfahrt entwickelte sich über Jahrhunderte zu einem reichen Bildprogramm mit charakteristischen Symbolen. Engel spielen dabei eine zentrale Rolle als himmlische Begleiter der auffahrenden Maria.

Marienikonen und kirchliche Darstellungen

Die byzantinische Kunst kannte ursprünglich nur die Entschlafung Marias (Koimesis). Sie zeigt Maria auf dem Sterbebett, umgeben von Aposteln, während Christus ihre Seele empfängt.

Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich die westliche Ikonografie weiter. Sie teilte die Darstellungen in irdische und himmlische Zonen.

In der unteren Zone finden Sie die erstaunten Apostel um den leeren Sarkophag. Die obere Zone zeigt Maria, die von Engeln zum Himmel getragen wird.

Typische Bildelemente:

  • Leeres Grab mit Blüten und Kräutern
  • Apostel Thomas erhält Marias Gürtel
  • Maria wird von der Dreifaltigkeit gekrönt

Die spätgotische Tafelmalerei nördlich der Alpen gestaltete Marias Auffahrt oft als Entsprechung zur Himmelfahrt Christi. Barocke Deckengemälde zeigten die triumphierende Maria mit prachtvollem Engelsgeleit.

Bedeutung von Engeln in der Ikonografie

Engel fungieren als zentrale Vermittler zwischen Erde und Himmel in den Darstellungen. Sie tragen Maria aktiv empor und verdeutlichen den göttlichen Charakter des Geschehens.

In barocken Werken helfen Engel körperlich beim Aufstieg. Ein Engel dient als Stufe für Marias Fuß, andere ziehen an ihrem Mantel oder schieben von unten.

Die Engelscharen symbolisieren verschiedene Aspekte:

  • Himmlische Herrlichkeit durch ihre Anwesenheit
  • Göttliche Macht durch ihre Unterstützung
  • Freude über Marias Aufnahme durch ihre Musik

Engelschöre mit Musikinstrumenten begleiten das Marienfest bildlich. Sie schaffen eine festliche Atmosphäre und unterstreichen die Bedeutung des Ereignisses.

Regional variieren die Engeldarstellungen stark. Süddeutsche Barockkirchen zeigen besonders lebhafte Engelsgruppen, während gotische St. Marien-Kirchen eher zurückhaltende Darstellungen bevorzugen.