Mariä Geburt

Bedeutung und theologische Einordnung von Mariä Geburt

Die Geburt Mariens markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Heilsgeschichte und nimmt eine besondere Stellung im liturgischen Jahr ein. Das Fest symbolisiert die unmittelbare Vorbereitung auf das Kommen des Erlösers und wird als Morgenröte gedeutet, die den Sonnenaufgang Christi ankündigt.

Stellung im Kirchenjahr

Mariä Geburt gehört zu den drei ältesten Marienfesten der christlichen Kirche. Sie feiern es am 8. September in der römisch-katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirche.

Das Fest steht in direktem Bezug zum Hochfest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember. Diese beiden Termine sind genau neun Monate voneinander entfernt, was den natürlichen Schwangerschaftsverlauf widerspiegelt.

In der Volksfrömmigkeit wird Mariä Geburt als „kleiner Frauentag“ bezeichnet. Dies unterscheidet es vom „großen Frauentag“, dem Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August.

Das Fest entwickelte sich bereits im 5. Jahrhundert aus dem Weihefest der St.-Anna-Kirche in Jerusalem. Im 7. Jahrhundert war es sowohl in der Ost- als auch in der Westkirche etabliert.

Symbolik: Morgenröte und Sonne der Gerechtigkeit

Die theologische Symbolik von Mariä Geburt ist reich an biblischen Bildern. Die Jungfrau Maria wird als „Morgenröte“ verstanden, die das Kommen Christi als „Sonne der Gerechtigkeit“ ankündigt.

Diese Metaphorik verdeutlicht Marias Rolle als Vorbereitung auf das Heil. Wie die Morgenröte die aufgehende Sonne ankündigt, so bereitet die Geburt der Mutter Gottes das Erscheinen Christi vor.

Der heilige Augustinus beschrieb die Geburt der Muttergottes als Ereignis von kosmischer Bedeutung. Sie markiert den Beginn einer neuen Ära in Gottes Heilsplan.

Das Fest gilt daher als Fest der Hoffnung. Es symbolisiert den Übergang von der Zeit der Verheißung zur Zeit der Erfüllung in Christus unserem Gott.

Bezug zur Heilsgeschichte

Theologisch betrachtet beginnt mit der Geburt Mariens die unmittelbare Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes. Sie markiert einen Wendepunkt in Gottes Heilsplan mit den Menschen.

Die Geburt der Jungfrau Maria leitet die finale Phase der Heilsgeschichte ein. Ohne sie wäre die Inkarnation Christi nicht möglich gewesen, weshalb ihre Geburt heilsgeschichtliche Relevanz besitzt.

In der Tradition der heiligen Kirche wird Marias Geburt als notwendiger Schritt zur Erlösung verstanden. Sie ist die von Gott erwählte Mutter, durch die das Heil in die Welt kommt.

Das Fest erinnert die Gläubigen daran, dass Gottes Heilsplan bereits bei der Geburt der Mutter Gottes seinen entscheidenden Verlauf nahm.

Ursprung, Überlieferung und Brauchtum

Die Ursprünge des Festes Mariä Geburt reichen bis ins 5. Jahrhundert zurück und basieren auf apokryphen Schriften über Joachim und Anna. Papst Sergius I. etablierte besondere liturgische Bräuche, während sich die Verehrung sowohl in der Ost- als auch Westkirche unterschiedlich entwickelte.

Legenden um Joachim und Anna

Die Geschichten über Marias Eltern stammen hauptsächlich aus dem Protoevangelium des Jakobus aus dem 2. Jahrhundert. Diese apokryphe Schrift erzählt, wie das kinderlose Ehepaar Joachim und Anna durch göttliche Intervention gesegnet wurde.

Nach der Überlieferung erschien beiden getrennt ein Engel des Herrn, der ihnen die Geburt einer Tochter ankündigte. Joachim hatte sich nach Jerusalem zurückgezogen, während Anna in Nazaret betete.

Die Legende beschreibt, wie Anna nach drei Jahren der Kinderlosigkeit ihre Unfruchtbarkeit beklagte. Der Engel versprach ihr ein Kind, das in der ganzen Welt verehrt werden würde.

Besonders eindrucksvoll ist die Erzählung von der dreijährigen Maria im Tempel. Das Kind soll die fünfzehn Tempelstufen ohne fremde Hilfe erklommen haben, was als Zeichen ihrer besonderen Berufung gedeutet wurde.

Festlegung des Datums 8. September

Das Datum des 8. September wurde bewusst gewählt und steht in direktem Zusammenhang mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember. Diese zeitliche Abstimmung folgt der natürlichen Schwangerschaftsdauer von neun Monaten.

Der Ursprung liegt vermutlich im Weihefest der Kirche der heiligen Anna in Jerusalem im 5. Jahrhundert. Dort soll das Geburtshaus Marias gestanden haben, was dem Fest seine geografische Verortung gab.

Ab dem 7. Jahrhundert ist die Feier in der Westkirche dokumentiert. Die Ostkirche feierte bereits seit dem 5. Jahrhundert das verwandte Fest der Empfängnis der heiligen Anna am 9. September.

Die Festlegung erfolgte nicht willkürlich, sondern orientierte sich an bestehenden liturgischen Traditionen und der symbolischen Bedeutung des Herbstbeginns als Zeit der Ernte und des Segens.

Liturgische Bräuche und Prozessionen

Papst Sergius I. (687-701) führte eine eigene Prozession für das Fest Mariä Geburt ein. Diese liturgische Neuerung unterstrich die wachsende Bedeutung der Marienverehrung in Rom.

In der heiligen Messe trägt der Priester an diesem Tag weiße Gewänder, die Farbe der Freude und der Reinheit. Die Liturgie betont Maria als „Anfang der Erlösung“ und „heilige Wohnstatt Gottes“.

Traditionelle Prozessionen finden in vielen katholischen Gemeinden statt. Dabei werden Marienstatuen durch die Straßen getragen und besondere Marienlieder gesungen.

Nach alter bäuerlicher Tradition galt die Natur um diese Zeit als besonders gesegnet. Viele Gemeinden verbinden das Fest mit der Segnung von Früchten und Felderzeugnissen, was dem Fest auch den Namen „kleiner Frauentag“ einbrachte.

Verehrung in Ost- und Westkirche

Die Ostkirche entwickelte die Marienverehrung früher als der Westen. Das Fest der Empfängnis der heiligen Anna am 9. September bildete die Grundlage für spätere Marienfeste.

Orthodoxe Kirchen feiern das Geburtsfest Mariens mit besonderer Pracht. Die byzantinische Liturgie enthält eigene Hymnen, die Maria als „Morgenröte“ vor dem „Sonnenaufgang“ Christi preisen.

In der römisch-katholischen Kirche etablierte sich das Fest langsamer, gewann aber durch päpstliche Förderung an Bedeutung. Die Verehrung variiert regional stark, mit besonderen Traditionen in Bayern, Österreich und anderen katholischen Gebieten.

Anglikanische Kirchen übernahmen das Fest teilweise, wobei die Ausprägung je nach nationaler Kirche unterschiedlich ist. Die gemeinsame Feier zeigt die ökumenische Bedeutung der Marienverehrung über Konfessionsgrenzen hinweg.

Mariä Geburt im Zusammenhang christlicher Feste

Das Fest Mariä Geburt am 8. September steht in direkter zeitlicher Verbindung zu anderen bedeutsamen christlichen Festen und bildet einen wichtigen Baustein im Kirchenjahr. Die Geburt der Gottesmutter bereitet symbolisch die Ankunft Jesus Christus vor und ergänzt den Festkreis der Marienfeste.

Bezug zu Weihnachten und Geburt Jesu

Die Geburt Jesu an Weihnachten und Mariä Geburt verbindet eine besondere theologische Beziehung. Ohne die Geburt Mariens wäre die Menschwerdung Christi nicht möglich gewesen.

Das Fest am 8. September bereitet liturgisch auf Weihnachten vor. Maria wird als die Frau gefeiert, die Gottes Heilsplan ermöglichte.

Beide Feste teilen die Freude über eine Geburt. Während Sie an Weihnachten die Geburt des Erlösers feiern, gedenken Sie am 8. September der Geburt seiner Mutter.

Die zeitliche Distanz zwischen beiden Festen – etwa vier Monate – spiegelt den Ablauf der Heilsgeschichte wider. Mariä Geburt markiert den Beginn, Weihnachten die Erfüllung.

In der christlichen Ikonographie werden beide Geburten oft ähnlich dargestellt. Die künstlerischen Motive zeigen familiäre Szenen mit ähnlichen symbolischen Elementen.

Verhältnis zu Dreikönig und Taufe

Dreikönig am 6. Januar und die Taufe Jesu stehen in indirekter Verbindung zu Mariä Geburt. Diese Feste zeigen die Offenbarung Christi der Welt.

Bei der Anbetung der Weisen war Maria als Mutter anwesend. Ihr „Ja“ bei der Verkündigung ermöglichte diese erste Begegnung zwischen dem Jesuskind und den Heiden.

Die Taufe Jesu im Jordan markiert den Beginn seines öffentlichen Wirkens. Mirjam, wie Maria auf Hebräisch heißt, hatte ihren Sohn bis zu diesem Punkt begleitet.

Liturgisch bilden diese Feste einen Bogen der Offenbarung. Mariä Geburt steht am Anfang dieser Kette göttlicher Selbstmitteilung.

Die Wassersymbolik der Taufe kontrastiert mit der Erdverbundenheit von Mariä Geburt. Beide Elemente – Erde und Wasser – sind in der christlichen Symbolik bedeutsam.

Weitere Marienfeste

Das Kirchenjahr kennt mehrere Marienfeste, die mit Mariä Geburt verbunden sind. Am wichtigsten ist die Unbefleckte Empfängnis am 8. Dezember.

Zwischen beiden Festen liegen exakt neun Monate. Diese zeitliche Verbindung macht die biologische Realität der Schwangerschaft Annas deutlich.

Mariä Verkündigung am 25. März steht ebenfalls in Beziehung zu Mariä Geburt. Hier wird die erwachsene Maria gezeigt, die ihr „Ja“ zu Gottes Plan spricht.

Mariä Himmelfahrt am 15. August – im Volksmund „großer Frauentag“ – bildet den Gegenpol zu Mariä Geburt, dem „kleinen Frauentag“.

Fest Datum Bezug zu Mariä Geburt
Unbefleckte Empfängnis 8. Dezember Neun Monate vorher
Mariä Verkündigung 25. März Erwachsene Maria
Mariä Himmelfahrt 15. August Vollendung des Lebens

Diese Feste bilden zusammen den Zyklus des Marienlebens im liturgischen Jahr.