Karfreitag

Bedeutung und Ursprung von Karfreitag

Der Karfreitag leitet sich vom althochdeutschen Wort „kara“ ab, was Trauer und Klage bedeutet, während im englischsprachigen Raum „Good Friday“ verwendet wird. Dieser zentrale christliche Feiertag nimmt sowohl im katholischen als auch evangelischen Festkalender eine besondere Stellung ein, wobei die Konfessionen unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Etymologie und Übersetzung

Das Wort Karfreitag stammt aus dem Althochdeutschen, wo „kara“ Klage, Kummer oder Trauer bedeutete. Diese Wortbedeutung spiegelt perfekt den ernsten Charakter dieses Tages wider.

Der Begriff entwickelte sich über die Jahrhunderte und wird auch als „stiller Freitag“ oder „hoher Freitag“ bezeichnet. Die liturgische Bezeichnung lautet Feria sexta in Parasceve, was „sechster Tag am Rüsttag“ bedeutet.

Im englischsprachigen Raum heißt der Tag „Good Friday“. Diese Bezeichnung geht auf Martin Luthers „Guter Freitag“ zurück, wobei „Kar-“ vom lateinischen „carus“ (lieb, gut, teuer) abgeleitet wird.

In den Niederlanden finden Sie „goede vrijdag“ und im lutherisch geprägten Estland „suur reede“ (Großer Freitag). Diese verschiedenen Bezeichnungen zeigen, wie sich der Begriff in unterschiedlichen christlichen Traditionen entwickelt hat.

Karfreitag im christlichen Festkalender

Der Karfreitag gehört zum Triduum Sacrum, der heiligen Dreitagefeier vom Leiden und Sterben Christi. Diese österliche Dreitagefeier stellt das älteste und höchste Fest des Kirchenjahres dar.

Sie beginnt am Gründonnerstag mit der Messe vom letzten Abendmahl und endet mit der Osterfeier. Der Karsamstag bildet dabei das verbindende Element zwischen Tod und Auferstehung.

Das Pascha-Mysterium verbindet Karfreitag mit Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten zu einer Einheit. Nicht nur das Opfer Jesu steht im Mittelpunkt, sondern der Sieg über Tod und Grab.

Bereits um 250 nach Christus dehnte sich das Osterfasten auf die gesamte Karwoche aus. Das Erste Konzil von Nicäa entschied 325 über den flexiblen römischen Ostertermin.

Unterschiede zwischen katholischen und evangelischen Christen

Katholische Christen feiern den Karfreitag als Teil des Osterfastens mit strengem Fasten und Fleischverzicht. Am Karfreitag wird keine heilige Messe gefeiert, sondern eine spezielle Liturgie am Nachmittag.

Der Gottesdienst besteht aus drei Teilen: Wortgottesdienst mit Passionslesung, Kreuzverehrung und Kommunionfeier mit vorgeheiligten Gaben. Die liturgische Farbe ist Rot als Zeichen für das vergossene Blut Christi.

Evangelische Christen stellen den Karfreitag als einen der höchsten Feiertage dar. Die lutherische Kirche vergrößerte seine Bedeutung und stellte ihn mit Weihnachten, Ostern und Pfingsten gleich.

In reformierten Gegenden der Schweiz wurde der Karfreitag erst um 1860 zum Feiertag. Die verschiedenen protestantischen Traditionen entwickelten unterschiedliche Liturgien und Schwerpunkte für diesen Tag.

Die biblische Überlieferung des Karfreitags

Die biblischen Berichte über Jesu Tod finden Sie in den letzten Kapiteln aller vier Evangelien des Neuen Testaments. Die Ereignisse vom Gründonnerstag bis zum Ostersonntag zeigen Jesu Verurteilung durch Pontius Pilatus, seine Kreuzigung auf Golgota und die drei Tage bis zur Auferstehung.

Jesu Verurteilung und der Weg nach Golgota

Nach dem letzten Abendmahl am Gründonnerstag wurde Jesus Christus im Garten Gethsemane verhaftet. Die Evangelien berichten, dass Judas Iskariot ihn mit einem Kuss verriet.

Jesus wurde zunächst vor den Hohen Rat gebracht. Dort klagten ihn die religiösen Führer der Gotteslästerung an.

Da die jüdischen Behörden keine Todesurteile vollstrecken durften, brachten sie Jesus zu Pontius Pilatus. Der römische Statthalter sollte das Urteil sprechen.

Die Anklage vor Pilatus umfasste:

  • Aufwiegelung des Volkes
  • Verweigerung der Steuerzahlung an Rom
  • Anspruch auf das Königtum

Simon von Kyrene half Jesus, das schwere Kreuzesholz zu tragen. Der Weg führte durch die Straßen Jerusalems zur Hinrichtungsstätte außerhalb der Stadtmauern.

Kreuzigung von Jesus

Die Kreuzigung fand auf Golgota statt, was „Schädelstätte“ bedeutet. Dieser Hügel lag vor den Toren Jerusalems.

Die römischen Soldaten nagelten Jesus zwischen zwei Verbrecher ans Kreuz. Sie warfen das Los um seine Kleider, wie es in den Psalmen prophezeit war.

Am Kreuz sprach Jesus sieben letzte Worte:

  • „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“
  • „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“
  • „Frau, siehe, dein Sohn“ und „Siehe, deine Mutter“
  • „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
  • „Mich dürstet“
  • „Es ist vollbracht“
  • „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“

Um 15 Uhr starb Jesus Christus. Der Vorhang im Tempel zerriss von oben bis unten.

Rolle von Pontius Pilatus

Pontius Pilatus spielte eine entscheidende Rolle in der Passionsgeschichte. Als römischer Statthalter von Judäa hatte er die Vollmacht über Leben und Tod.

Die Evangelien zeigen Pilatus als zögernden Richter. Er fand keine Schuld an Jesus und versuchte mehrmals, ihn freizulassen.

Pilatus bot der Menge an, entweder Jesus oder den Verbrecher Barabbas freizulassen. Das Volk wählte Barabbas und forderte Jesu Kreuzigung.

„Was soll ich denn mit Jesus tun, der Christus genannt wird?“ fragte Pilatus die Menge. Sie schrien: „Kreuzige ihn!“

Schließlich gab Pilatus dem Druck nach. Er wusch seine Hände vor dem Volk und erklärte sich für unschuldig am Blut Jesu.

Bedeutung von Karsamstag und Ostersonntag

Der Karsamstag wird in der biblischen Überlieferung als Tag der Grabesruhe beschrieben. Jesus lag im Grab des Josef von Arimathäa.

Die Hohenpriester baten Pilatus um eine Wache am Grab. Sie fürchteten, die Jünger könnten den Leichnam stehlen und behaupten, Jesus sei auferstanden.

Ein großer Stein versiegelte das Grab. Römische Soldaten bewachten es Tag und Nacht.

Am Ostersonntag geschah das zentrale Ereignis des christlichen Glaubens: die Auferstehung. Maria Magdalena und andere Frauen kamen zum Grab, um den Leichnam zu salben.

Sie fanden das Grab leer vor. Ein Engel verkündete ihnen: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“

Die Auferstehung vervollständigt die Passionsgeschichte. Sie gibt dem Leiden und Sterben am Karfreitag seinen erlösenden Sinn für den christlichen Glauben.

Traditionen, Bräuche und gesetzliche Regelungen

Karfreitag ist ein besonderer Tag mit strengen Regeln und jahrhundertealten Traditionen. Als stiller Feiertag gelten spezielle Verbote, während die Fastenzeit besondere Essgewohnheiten prägt.

Stiller Feiertag und Tanzverbot

Karfreitag gilt in Deutschland als stiller Feiertag, was bedeutende Einschränkungen für das öffentliche Leben mit sich bringt. An diesem Tag sind Tanzveranstaltungen komplett verboten.

Das Tanzverbot variiert je nach Bundesland erheblich. In Bayern und anderen konservativen Ländern gilt es den ganzen Tag über. Berlin und Bremen handhaben es lockerer – dort greift das Verbot nur von 4 bis 21 Uhr beziehungsweise 6 bis 21 Uhr.

Öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen sind grundsätzlich untersagt, sofern sie nicht dem ernsten Charakter des Tages entsprechen. Diskotheken, Konzerte und Märkte müssen geschlossen bleiben.

Die Durchsetzung dieser Regelungen unterscheidet sich stark zwischen den Bundesländern. Manche Behörden kontrollieren strenger als andere.

Fastenzeit und Essgewohnheiten

Während der Fastenzeit vor Easter entwickelten sich spezielle Traditionen rund ums Essen. Am Karfreitag verzichten Sie traditionell auf Fleisch als Zeichen der Buße und des Gedenkens.

Fisch dient als klassischer Fleischersatz und hat tiefe christliche Symbolik. Das griechische Wort „ICHTHYS“ steht für „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“.

Die Essgewohnheiten unterscheiden sich zwischen katholischen und protestantischen Familien. Katholiken befolgen die Fastenregeln oft strenger. Typische Karfreitagsgerichte sind:

  • Fischsuppe
  • Gebackener Fisch
  • Vegetarische Speisen
  • Einfache, bescheidene Mahlzeiten

Karfreitag als gesetzlicher Feiertag

Karfreitag ist in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Geschäfte bleiben geschlossen und die meisten Arbeitnehmer haben frei.

Der Gesetzgeber muss jedoch einen nicht-diskriminierenden Zugang gewährleisten. Menschen anderen Glaubens können alternative Regelungen beantragen.

Als stiller Feiertag unterliegt Karfreitag besonderen Schutzbestimmungen. Kirchliche und staatliche Regelungen arbeiten zusammen, um den Charakter des Tages zu bewahren.

Die rechtlichen Bestimmungen umfassen Arbeitsruhe, Verkaufsstopps und Veranstaltungsverbote. Verstöße können mit Bußgeldern geahndet werden.