Wurzeln und Bedeutung des Berchtoldstags
Die Ursprünge des Berchtoldstags wurzeln sowohl in heidnischen alemannischen Traditionen als auch in christlichen Deutungen. Der Name selbst lässt sich auf verschiedene Weise erklären, während sich der Feiertag seit dem Mittelalter kontinuierlich entwickelt hat.
Namensherkunft und Etymologie
Du findest verschiedene Erklärungen für die Herkunft des Namens „Berchtoldstag“. Die wahrscheinlichste Deutung führt auf das mittelhochdeutsche Wort bercht oder berchtel zurück.
Diese Begriffe bedeuten „erscheinen“, „glänzen“ oder „leuchten“. Das Schweizerische Idiotikon erklärt, dass bercht(el)tag eine Lehnübersetzung von epiphaneia darstellt – dem griechisch-lateinischen Namen für das Fest der Erscheinung des Herrn.
Eine andere Erklärung verbindet den Namen mit dem alemannischen Dialektwort berchtelen, was „verkleiden“ bedeutet. Diese Deutung verweist auf die altgermanische Dämonin Perchta aus Odins Heer.
Das althochdeutsche Wort berchtnen bietet eine weitere Möglichkeit. Es bedeutet „hell machen“ und passt zur Lichtthematik der Rauhnächte.
Entstehung als alemannischer Feiertag
Der Berchtoldstag entwickelte sich aus einem frühzeitlichen Heischebrauch der Alemannen. Dieser geht auf den alpenländischen Brauch des Bechtens oder Pechtens zurück.
Bei diesem Ritual ziehen schrecklich maskierte Gestalten durch die Nacht. Sie lassen sich nur durch Gaben besänftigen – ein typisches Element der Rauhnächte.
Die Tradition ist eng mit der germanischen Figur der Perchta verbunden. Diese Dämonin wurde später in den Volksglauben übernommen und mit Bräuchen des Jahreswechsels verknüpft.
Der Berchtoldstag fungierte als Masken- und Festtermin. Du findest verschiedene regionale Namen wie Bechtelistag, Bärzelitag oder Bechtelstag.
Geschichte seit dem Mittelalter
Bereits in der mittelalterlichen Schweiz war der Berchtoldstag ein etablierter Masken- und Festtermin. Die Menschen feierten ihn mit Verkleidungen und ausgelassenen Festen.
Die Protestantische Reformation veränderte den Feiertag grundlegend. Ab dieser Zeit schaffte die Kirche in den Städten erfolgreich Fasnacht und alle anderen Maskentraditionen ab.
Der Berchtoldstag war früher nur in den reformierten Kantonen arbeitsfrei. Dies lässt den Schluss zu, dass er als Gegenpol zu den entfallenen Heiligenfeiertagen eingeführt wurde.
Heute feierst du den Berchtoldstag je nach Region zu unterschiedlichen Zeiten:
- 2. Januar: historisches Zürcher und Berner Einflussgebiet
- 5. Januar: Kanton Graubünden
- Dritter Montag im Januar: thurgauisches Frauenfeld
Der Tag wird durch Beschenken der Kinder, Geselligkeit oder Maskentreiben begangen, bleibt aber ein lokaler und kein gesetzlicher Feiertag.
Berchtoldstagsbräuche und regionale Ausprägungen
Die Bräuche zum Berchtoldstag variieren stark zwischen den verschiedenen Regionen der deutschsprachigen Schweiz. Während Sie in Zürich und Bern das traditionelle „Bächteln“ in Gasthäusern erleben, finden Sie in anderen Kantonen Maskenumzüge und volkstümliche Spiele.
Feierlichkeiten in Deutschschweizer Kantonen
In den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Thurgau pflegen Sie am Berchtoldstag vor allem die Geselligkeit. Im Zürcher Unterland, besonders um Bülach und Rafz, versammeln Sie sich am Bächtelisnachmittag in verschiedenen Kneipen zum „Bächteln“.
Regionale Bezeichnungen:
- Zürich: Bächtelistag
- Bern: Bärzelistag
- Thurgau: Berchtelistag
- Aargau: Bechtelstag
In Bern und der Waadt treffen Sie sich traditionell zu festlichen Bürgermahlen in Zunftstuben. Der westliche Aargau, insbesondere Dörfer wie Hallwil, kennt eigene Ausprägungen des Brauchtums.
Die Kantone Appenzell Innerrhoden (AI) und Ausserrhoden (AR) sowie das Aargau (AG) haben jeweils spezifische Traditionen entwickelt. In der Zentralschweiz wird der Tag weniger intensiv gefeiert als in den nördlichen Kantonen.
Maskenumzüge und traditionelle Spiele
Maskierte Gruppen ziehen von Haus zu Haus und sorgen für festliche Stimmung. Die „Bärzeli“ genannten Maskenträger besuchen Lokale und werden von den Wirten mit traditioneller Kost bewirtet.
Diese Maskenumzüge haben ihre Wurzeln im mittelalterlichen „Berchten“ oder „Berchtelen“. Das bedeutete ursprünglich „heischen, verkleidet umziehen, schmausen“.
Typische Maskenelemente:
- Wilde Tiermasken
- Traditionelle Gewänder
- Glocken und Schellen
- Holzmasken
Die Perchten ziehen von Lokal zu Lokal und erhalten als Belohnung die traditionelle Bächtelswurst. Diese Tradition verbindet sich oft mit Fruchtbarkeitsritualen und Glücksbräuchen für das neue Jahr.
Singen, Tanzen und Nussbrauch
Sie erleben am Berchtoldstag verschiedene volkstümliche Darbietungen. Maskierte Gruppen führen kleine Theaterspiele auf, singen traditionelle Lieder und tanzen Volkstänze.
Der Nussbrauch spielt eine besondere Rolle in mehreren Regionen. Kinder erhalten Nüsse als Geschenke, und das gemeinsame Nüsse knacken symbolisiert Glück und Wohlstand.
Traditionelle Aktivitäten:
- Volkstänze im Kreis
- Neujahrswünsche singen
- Nüsse verteilen
- Gemeinsame Mahlzeiten
In manchen Gebieten organisieren Sie spezielle Kinderfeste mit Spielen und Süßigkeiten. Diese Tradition geht auf die mittelalterliche Kinderfasnacht zurück.
Unterschiede in Liechtenstein und Westschweiz
In Liechtenstein feiern Sie den Berchtoldstag ähnlich wie in der Ostschweiz, jedoch mit weniger ausgeprägten Maskenbräuchen. Die Betonung liegt mehr auf familiären Zusammenkünften.
Die französischsprachige Schweiz kennt den Berchtoldstag kaum als traditionellen Feiertag. In der Waadt wird er nur in den deutschsprachigen Gemeinden gefeiert.
Regionale Unterschiede:
- Liechtenstein: Familienfeiern ohne Masken
- Westschweiz: Begrenzt auf deutsche Gemeinden
- Tessin: Keine Berchtoldstags-Tradition
Die alemannische Prägung zeigt sich deutlich in der Verbreitung der Bräuche. Je weiter Sie sich von den deutschsprachigen Kantonen entfernen, desto seltener werden die traditionellen Feierlichkeiten.
Rolle und Stellenwert im Schweizer Festkalender
Der Berchtoldstag nimmt als arbeitsfreier Nachfeiertag zum Neujahrstag eine besondere Position im schweizerischen Festkalender ein. Seine rechtliche Stellung variiert stark zwischen den Kantonen, während er gleichzeitig tief in lokale Traditionen eingebettet ist und sich klar von anderen Winterfesten abgrenzt.
Gesetzlicher Feiertag und kantonale Unterschiede
Der rechtliche Status des Berchtoldstags zeigt die föderalistische Vielfalt der Schweiz. In einigen Kantonen wie Bern ist der 2. Januar ein dem Sonntag gleichgestellter Feiertag.
Im Kanton Aargau gilt er nur in bestimmten Gemeinden als offizieller Feiertag. Andere Kantone wie Zürich anerkennen ihn gesetzlich nicht, praktizieren aber dennoch Arbeitsruhe.
Die beiden Basel behandeln den Tag nicht als Feiertag. Schweizweit schließen jedoch alle Banken am 2. Januar, und die SBB betrachtet ihn als offiziellen Feiertag.
Diese unterschiedliche Handhabung spiegelt historische Entwicklungen wider. Der Berchtoldstag war ursprünglich hauptsächlich in reformierten Gebieten ein arbeitsfreier Tag und diente als Kompensation für den gestrichenen Dreikönigstag.
Einbindung in örtliche Traditionen
Du findest den Berchtoldstag fest in die lokalen Festtraditionen verschiedener Schweizer Regionen eingebunden. In den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Thurgau steht Geselligkeit im Mittelpunkt.
Im Zürcher Unterland, etwa um Bülach und Rafz, versammelt sich die Bevölkerung zum Bächteln in Kneipen. Unterhaltungsgruppen ziehen von Lokal zu Lokal und werden mit der speziellen Bächtelswurst und Bächtelsweggen bewirtet.
Frauenfeld feiert den Bächtelitag am dritten Montag im Januar mit einem Bürgermahl im Rathaussaal. Diese Tradition reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück.
In verschiedenen Zürcher Gesellschaften entstehen traditionell Neujahrsblätter – Publikationen mit kulturellem oder wissenschaftlichem Inhalt. Die Zentralbibliothek Zürich setzt diese Tradition seit 1645 fort.
Abgrenzung zu anderen Winterfesten
Der Berchtoldstag unterscheidet sich deutlich von anderen Winterfesten durch seinen spezifisch schweizerisch-reformierten Charakter. Während in katholischen Gebieten der Dreikönigstag am 6. Januar im Zentrum steht, dominiert in reformierten Kantonen der Berchtoldstag.
Seine Maskenbräuche stehen in Verbindung mit der Fasnacht, haben aber einen eigenständigen Charakter. Das historische Maskentreiben am Berchtoldstag war bereits vor der eigentlichen Fasnachtszeit etabliert.
Im Gegensatz zu Weihnachten oder Ostern bleibt der Berchtoldstag ein regional begrenztes Phänomen. Er konzentriiert sich auf die Schweiz und angrenzende alemannische Gebiete.
Der Tag fungiert als Brücke zwischen Neujahr und dem restlichen Januar. Er verlängert die Festzeit und bietet Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten nach den familiären Weihnachts- und Neujahrsfeiern.